KONTAKT:
- Obmann und organisatorische Leitung für Drohne & Kitzrettung: Carsten Ohm Email: kitzrettung(at)jaeger-ulm.de
- Ansprechpartner für Einsätze: Christian Rapp Tel: 0170 9198819
- Unsere Piloten/-innen: Christian Rapp, Kai Isenmann, Verena Heine, Konrad Bizer, Dr. Horst Brunner, Lukas Hagmeyer, Marc Harscher, Carsten Ohm
ALLGEMEINES:
Unsere heimischen Rehkitze werden zwischen Mai und Juni von der Geiß (Muttertier) gesetzt. In der Regel setzt die Geiß zwei Kitze, selten ein einzelnes oder auch drei. Dabei folgt sie ihrem natürlichen Instinkt und wählt waldnahe Wiesen mit möglichst hohem Bewuchs. Die Kitze sind in ihrem ersten Lebensabschnitt nicht fluchtfähig und ducken sich bei Gefahr um möglichst unentdeckt zu bleiben. Dabei ist es durchaus möglich, dass man das Kitz nicht entdeckt, obwohl es direkt vor den eigenen Füßen im hohen Gras liegt. Eine Witterung (Geruch) geben die Kitze ebenfalls nicht ab, sodass das Durchkämmen der Wiese mittels Hundes in der Regel ein wahres Glücksspiel bleibt.
Für die Nahrungsversorgung ist beim Rehwild ausschließlich die Geiß zuständig, da ein Kitz gesäugt wird. Dies geschieht nur wenige Male am Tag und während der restlichen Zeit ist das Kitz alleine. Der Ablageort soll nicht an Fressfeinde verraten werden. Geschwister liegen getrennt voneinander. In diese Zeit fällt regelmäßig auch die erste Wiesenmahd im Jahr, wobei witterungsbedingt saisonale Unterschiede bestehen. Die nicht oder sehr eingeschränkt fluchtfähigen Kitze sind dem Mähwerk der landwirtschaftlichen Geräte schutzlos ausgeliefert. Aus Gründen des Tierschutzes ist zunächst der Landwirt verpflichtet, Vorkehrungen zu treffen, dass die Kitze nicht vermäht werden. Hierzu stehen ihm verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Das früher übliche fußläufige Absuchen der Wiese durch eine Helferkette ist sehr zeitintensiv und fehleranfällig. Ein mit Sensorik versehenes Mähwerk ist in der Regel nicht so erfolgreich wie erwünscht und dabei verhältnismäßig teuer. Als effiziente Alternative bietet sich der Einsatz von Wärmebilddrohnen an. Es werden nur wenige Personen benötigt um eine großflächige Suche zu ermöglichen, die dabei sehr erfolgreiche Resultate mit sich bringt. Gemeinsam haben alle Methoden die erforderliche Abstimmung und Zusammenarbeit mit dem Jagdpächter, zumal das Herausnehmen der Kitze aus der Wiese juristisch unter die sogenannte Jagdausübung fällt.
UNSER AUFTRAG:
Die Jägervereinigung Ulm e.V. hat erstmals für die Mahd im Jahr 2021 eine Wärmebilddrohne angeschafft um Kitze vor dem sicheren Mähtod zu bewahren. Unsere hochmotivierte Drohnenstaffel besteht derzeit aus acht Piloten. Der Service ist selbstlos und absolut kostenfrei für die Landwirte und Jäger im Sinne unseres satzungsmäßigen Auftrages. Eine angemessener Fahrtkostenersatz versteht sich jedoch. Unser Einsatzgebiet erstreckt sich über den kompletten Alb-Donau-Kreis und die Stadt Ulm.
Für das Jahr 2023 und folgende steht eine zweite Wärmebilddrohne zur Verfügung!
ABLAUF:
Die Landwirte informieren ihre Jagdpächter über den anstehenden Mähtermin. Ideal sind hierbei einige Tage im Voraus, jedoch spätestens am Tag davor. Die Jagdpächter fordern die Drohnenstaffel über den zentralen Ansprechpartner an. Unsere ehrenamtlichen Piloten stimmen ab, wer den Flugauftrag übernimmt und setzen sich mit dem Jagdpächter in Verbindung. Alle unsere Piloten besitzen eine gültige Lizenz des Luftfahrtbundesamtes (LBA) und stellen einen gesetzeskonformen Flugbetrieb sicher. Sie halten Flugverbotszonen etc. ein bzw. holen im Bedarfsfall Genehmigungen ein (z.B. bei Nähe zu Flugplätzen). Unsere Drohnen sind vorschriftsmäßig versichert und beim LBA registriert.
FLYDAY:
Geflogen wird so früh am Morgen wie möglich um den höchstmöglichen Wärmekontrast zu nutzen und möglichst viele Wiesen an einem Tag zu bedienen. Regemäßig fallen mehrere Wiesen bzw. Reviere an einem Tag zusammen. Das Absuchen während oder nach starker Sonneneinstrahlung lässt die Kitze in der Umgebung verschwinden und lässt Fehlerquellen (z.B. Maulwurfshügel) entstehen. Sobald das Morgenlicht den sicheren Sichtflug zulässt, hebt die Drohne ab. Da der Pilot neben dem Blick auf die Drohne auch den Bildschirm der Fernsteuerung im Auge behalten muss, wird er durch einen Co-Piloten beim Sichtflug unterstützt. Um eine möglichst große Fläche abdecken zu können und dabei jede Wärmequelle zu identifizieren, haben sich ca. 60m über dem Boden als gute Flughöhe erwiesen. In wenigen Minuten können so mehrere Hektar abgesucht werden. Mit vier vollgeladenen Akkus pro Drohne stehen uns im Idealfall rund 120 Minuten Flugzeit zur Verfügung. Zu den Jagdpächtern und ihren Helfern halten wir per Handfunkgerät Kontakt. Der Pilot kann die „Kitzretter“ zentimetergenau zum Kitz leiten. Nicht selten steht der Retter nur einen Meter vor dem Kitz, kann es im mannshohen Gras aber nicht ausmachen – aus der Vogelperspektive mit Hightech kein Problem. Problematisch ist die Rettung eines Kitzes, das die Fluchtfähigkeit bereits entwickelt hat. Zu schnell für den Kitzretter, aber zu langsam für das Mähwerk. Das Kitz flüchtet vor den Helfern und kehrt bald wieder zurück. Daher müssen solche Wiesen unmittelbar nach der Suche gemäht werden um den sonst sicheren Mähtod zu vermeiden. Im Idealfall steht der Landwirt schon bereit. Die Kitze werden mit Handschuhen und Grasbüscheln in Kisten am Waldrand in Sicherheit gebracht. Nach der Mahd werden sie in die sichere Freiheit entlassen und von der Geiß unversehrt in Empfang genommen. Wer an solch einer Kiste vorbei kommt: BITTE LASSEN SIE DAS KITZ NICHT FREI, WIR HABEN ES NICHT VERGESSEN!